Zur Ausrüstung: Klar, um Orang Utans fotografieren zu können benötig man eine lange Brennweite, da sich die großen Waldbewohner durch die Baumkronen bewegen. Aber wir werden nicht nur Orangs über den Weg laufen, sondern auch jede Menge anderer Artengruppen begegnen. Somit ist eigentlich die gesamte Bandbreite an Linsen gefordert. Vom Weitwinkel, übers Makro, bis hin zum Tele sollte man alles dabei haben. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt nur eine APS-C-Kamera und drei Linsen im Besitz. Dies hatten wir insgesamt dabei:
Ausrüstung Axel:
- Nikon D500 (APS-C)
- Nikon 18-105 mm f/3.5-5.6G AF-S DX ED VR (APS-C)
- Sigma 105 mm f/2.8 EX Makro DG OS HSM (Vollformat)
- Sigma 150-600 mm f/5-6.3 DG OS HSM Sport (Vollformat)
Ausrüstung Martin:
- Nikon D500 (APS-C)
- Nikon D750 (Vollformat)
- Nikon AW-1 Unterwasserkamera mit 10 mm F2.8
- Nikon 20 mm f/1.8 G ED
- Nikon 300 mm f/4 E PF ED VR
- Nikon 200-500 mm f/5.6 E AF-S ED VR
- Tamron SP 15-30 mm f/2.8 Di VC USD mit Haida Red Diamond 10fach ND-Filter
Die Akkus sind voll, es kann los gehen!
Es dauerte nicht lang bis wir aus dem Dorf in den Wald gelangten. Zunächst kamen wir an angezapften Gummibäumen vorbei. Hier war der Wald noch relativ licht. Desto weiter wir jedoch vordrangen, umso höher schnellte die ISO in die Höhe. In dem Baumkronen war es glücklicherweise nicht alt zu dunkel und für Tiere auf Augenhöhe hatten wir Glas mit großen Blenden dabei. Einer unserer Begleiter ging immer ein Stück voraus, um nach den orangefarbenen Primaten zu spähen. Zunächst sollten wir aber den Thomas Languren - Presbytis thomasi (Collett, 1893) - begegnen. Diese Affenart kann man leicht an ihrem Irokesen erkennen. Sie flitzten so schnell durch das Blattwerk, dass man auf einen ruhigen Moment warten musste, um ein Bild zu ergattern.
Der erste Adrenalinrausch hielt noch eine Weile an. Das ging ja schon mal sehr gut los. Die erste Art war im Kasten. Und die nächsten folgen sogleich. Hätte unser Guide nicht darauf hingewiesen, wären wir glatt an der Winkelkopfagame vorbei gelaufen (s. Bild links). Reglos hielt sie still, als ob sie für uns posiert hätte. Wir konnten sie sogar etwas ausleuchten und das Rauschen der Kamera auf ein Minimum reduzieren.
Auch diverse Pflanzen zwangen uns immer wieder zum inne halten. Geweihfarne waren überall präsent und kleinste unbekannte Blühten sprossen wo man hinsah.
Als großer Käferfreund hatte ich entsprechende Erwartungen an die Tropen, jedoch wurde ich enttäuscht. Es waren kaum welche von den riesigen Bockkäfern zu sehen, die ich mir erträumte. Wahrscheinlich waren wir auch einfach zur falschen Saison vor Ort.
Es ist Zeit für die Mittagspause. Hier und da gibt es kleinere Lichtungen am Trail, die wiederholt von den Orang Utans-Touristen angelaufen werden. Das wissen auch die Tiere. Die leckeren Früchte der Menschen sind ein leicht gefundenes Fressen, besonders weil die Menschen hier viel teilen. Sowas sehe ich wirklich nicht gerne, weil die Tiere dann nicht mehr wild sind und sich auf die Nahrungslieferungen verlassen. Sollte diese Futterquelle einmal versiegen, fällt es manchen Tieren schwer sich auf einmal wieder selbst zu versorgen. So ist es auch mit unseren einheimischen Vögeln. Darum soll man sie auch nur im Winter und nur in Maßen füttern. Es ist wie es ist und deshalb keine Fotos zu machen erschien mir in dem Moment dann auch unsinnig. Wir bekamen also Besuch von den südlichen Schweinsaffen - Macaca nemestrina (Linnaeus, 1766) (s. Bild unten). Die Makaken kamen uns wirklich nahe. Sie liefen am Boden herum und haben aufgelesen, was ihnen zugeworfen wurde. Ganz in Ruhe saßen sie da und snackten vor sich hin. Trotzdem sollte man sehr vorsichtig sein und sich nicht zu sehr annähern. Man weiß nie wie ein (fast) wildes Tier reagiert, wenn man seinem Futter zu nahe kommt.
Hopp hopp! Es geht weiter!
Die Orangs haben sich noch nicht gezeigt, aber gehört hat man sie schon! Das Rufen der zotteligen Riesen ist unverkennbar. Man hört es trotz des Dickichts kilometerweit.
Zunächst fasziniert uns allerdings etwas ganz anderes in entgegengesetzter Richtung zu den Wipfeln. Ein schwefelgelber Pilz ragt wie Flammen aus dem Boden empor. Wir sind hin- und hergerissen, ob wir weiter gehen, oder uns für einen Foto aufbauen sollen. Ich entschied mich für den aufwendigen Aufbau, da die Orangs ja schon zu hören waren. Mit Hilfe der App qDslr Dashboard plane ich eine Reihe von Bildern automatisiert in verschiedenen Fokusebenen aufzunehmen (stacking). Leider funktioniert die verdammte Technik mal wieder nicht. Die D500 nimmt dutzende Male immer wieder das gleiche unscharfe Bild auf. Als Martin dann mit seinem Handy ein Bild macht, für das ich eine halbe ewig verschwendet habe, hatte ich endgültig die Schnauze voll und baute ab. Genau im richtigen Moment, wie sich herausstellte. Die Orangs kamen zu uns! Mehr dazu im nächsten Blog...
In diesem Blog wurden alle Bilder, bis auf jene von den Tieren, von Martin Siering zur Verfügung gestellt. Für einen Blick auf seine Website, click hier.
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